In Schwanden bei Brienz BE steht ein 1984 erbautes Einfamilienhaus im typischen Berner Oberländer Chaletstil. Das Gebäude wurde mit einer Ölheizung und einem Elektroboiler ausgerüstet. Zudem baute der Erstbesitzer für die Übergangszeit eine Stückholzheizung ein, da er eigenen Wald besass. «Wir haben aber immer nur mit Öl geheizt, denn die Anlage funktionierte anstandslos», sagt Martin Gadient, der zusammen mit seiner Frau Therese das Haus 1996 übernahm. Der gute Gebäudezustand machte bisher nur wenige Sanierungen notwendig. Kurz nach der Übernahme mussten wegen zwei Einbrüchen einige Fenster und Flügeltüren ersetzt werden, vor fünf Jahren wurde das Dach umfassend saniert und nachgedämmt. Die Fassaden sind nach wie vor in gutem Zustand. Als nächsten Sanierungsschritt haben Gadients das Garagendach ins Auge gefasst. Die grosse, optimal zur Sonne ausgerichtete Fläche soll mit einer vollflächigen Indach- Photovoltaikanlage ausgerüstet werden. Die Anbindung der PV-Anlage an das Gebäudestromnetz und auch die Einrichtung einer Ladestation sollten gemäss ersten Abklärungen mit relativ wenig Aufwand möglich sein. «Wir haben grosses Glück mit dieser Liegenschaft. Der Erstbesitzer hat aus vielen Bauprojekten die besten Lösungen zusammengetragen und hier umgesetzt. Das schafft eine ideale Ausgangslage für uns», sagt Martin Gadient.
Innen statt aussen
Die Sanierung der Heizung wurde kürzlich abgeschlossen. «Im Jahr 2000 haben wir den Brenner der Ölheizung ersetzt, und vor zwei Jahren wurde klar, dass auch der Heizkessel langsam seinen Geist aufgibt», berichtet Martin Gadient. Er wandte sich an den Installateur der Heizung, die Flück Haustechnik AG in Brienz. Zuerst war wegen der relativ grossen Wohnfläche eine Pelletsheizung im Gespräch. «Wir wollten aber nichts mehr verbrennen, weder Öl noch Holz, und haben uns deshalb für eine Wärmepumpe entschieden», sagt Martin Gadient. Deshalb klärte Res Abegglen, zuständiger Projektleiter bei der Flück Haustechnik AG, die Optionen ab. In Schwanden sind Sole-Erdsonden verboten, für die Nutzung des Grundwassers hätte man ungefähr 200 Meter tief bohren müssen. Als wirtschaftlich machbar blieben deshalb lediglich Luft-Wasser-Wärmepumpen im Rennen. Verschiedene Varianten mit aussen aufgestellten Geräten wurden geprüft. Dank des grossen Abstands zur Nachbarparzelle hätte ein Aussengerät die Lärmschutzwerte problemlos einhalten können. Jedoch hängen Gadients an ihrem prächtigen und liebevoll gepflegten Garten – ein technischer Fremdkörper inmitten der Natur kam für sie nicht infrage. Den Durchbruch brachte das Gespräch mit einem Elco- Verkaufsberater. Dieser stellte eine innen aufgestellte Luft-Wasser-Wärmepumpe für hohe Temperaturen vor, das Modell Aerotop S 15. Die notwendige Heizleistung war damit erreichbar. Durch den Rückbau der alten Ölheizung, des Tankraums sowie der unbenutzten Holzheizung konnten ein grosszügig bemessener Techniksowie ein Lagerraum geschaffen werden. «Platz war genügend vorhanden, doch die Luftführung bereitete uns einiges Kopfzerbrechen», sagt Res Abegglen. Innen aufgestellte Wärmepumpen saugen grosse Mengen Luft über eine Ansaugöffnung an, entziehen ihr einen Teil der Wärme und geben diese Luft über eine Ausblasöffnung wieder der Umwelt zurück. Wie diese Luft von der Aussenwelt zur Wärmepumpe und wieder zurück in die Umgebung geleitet wird, ist nicht immer einfach zu lösen (siehe Infobox «Eine luftige Sache»).
Rettende Böschung
Als Ansaugöffnung konnte in Schwanden ein bestehender Lichtschacht zum Technikraum verwendet werden. Die Ausblasöffnung jedoch war wegen der Hanglage des Gebäudes schwieriger umzusetzen. Nach einigem Überlegen fand man eine gute Lösung: Der Baumeister machte einen Durchbruch in die Aussenwand und baute aus vorgefertigten Beton-Schachtelementen einen ungefähr zwei Meter langen Schacht entlang einer bestehenden Böschung. Um den Schacht zu verstecken, die Böschung zu stabilisieren und das Erscheinungsbild des Gartens weiterzuziehen, wurde anschliessend eine Natursteinmauer erstellt. «Bis auf das Gitter vor dem Schacht merkt man nichts davon», sagt Martin Gadient zufrieden. Dank der kreativen Lösung konnten auch die Schachtelemente aus Blech auf das Minimum beschränkt werden. Das eine führt vom umgenutzten Lichtschacht zur Ansaugöffnung der Wärmepumpe, das zweite überbrückt die kurze Distanz von der Ausblasöffnung bis zum Mauerdurchbruch.
Im Zug der Sanierung wurden sämtliche Ventile und Pumpen erneuert und die Verrohrung zwischen der Wärmepumpe und der bestehenden Wärmeverteilung neu erstellt. Das Haus von Gadients weist eine interessante, für die Bauzeit typische Lösung auf: Die Heizkörper sind normal an die Wärmeerzeugung angeschlossen, der Rücklauf vom Heizkörper ist hingegen als schlangenförmige Leitung ausgeführt und wird durch den Unterlagsboden geführt. «Das ist sozusagen ein Hybrid aus Radiator- und Bodenheizung. Zunächst hatten wir Befürchtungen wegen der Vorlauftemperaturen, aber mit der neuen Wärmepumpe funktioniert das System einwandfrei», sagt Res Abegglen.
Effiziente Warmwasserlösung
Für die Warmwasseraufbereitung kommt anstelle des alten Elektroboilers ein Wärmepumpenboiler Elco DHW zum Einsatz. Er nutzt eine Kleinstwärmepumpe, um der Umgebungsluft Wärme zu entziehen. So kann das Warmwasser sehr effizient und mit geringem Stromverbrauch erwärmt werden. Zwar könnte das Warmwasser auch mit der Wärmepumpe aufbereitet werden. Doch bei einer Maschine dieser Leistungsklasse wäre das gewissermassen mit Kanonen auf Spatzen geschossen. «Wenn man im Sommer Warmwasser braucht, muss nicht die grosse Maschine laufen, stattdessen braucht es nur den Wärmepumpenboiler. Das spart viel Energie», erläutert Res Abegglen.
Die neue Heizungslösung funktioniere gut, meint Martin Gadient: «Seit wir hier wohnen, war es noch nie so warm im Haus wie mit der neuen Wärmepumpe. Vom Komfort her sind wir sehr zufrieden. Und wir hören absolut nichts von der neuen Heizung.» Es gebe nur einen Nachteil, meint der Bauherr mit einem leisen Lachen: Im Heizraum sei es seit dem Rückbau der alten Ölheizung nicht mehr so warm. Auch Installateur Res Abegglen hat Freude am fertigen Projekt: «Die Lösung gefällt mir nicht nur technisch, sondern auch optisch. Die Einbindung des Kanals in die Umgebung ist sehr schön geworden. Und bei vergleichbaren Projekten wissen wir jetzt, auf welche Maschine wir zurückgreifen können.»